Nun habe ich mich tatsächlich entschlossen, im engen Kreis, ganz unverbindlich bei der Weltmeisterschaft mitzutippen.

Anfänglich erleichtert es ja einem gänzlich dem Sport Entsagendem wie mir den Einstieg in das Fußballgeschehen, aber mittlerweile befinde ich mich in einem tiefen Dilemma.

Da man beim Tippen ja nicht nach persönlicher Sympathie, sondern ganz objektiv nach den Erfolgsaussichten tippt, bleibt es natürlich nicht aus, dass man auch unliebsamen Mannschaften einen Sieg zubilligen muss. Prinzipiell ist damit noch auszukommen, doch ertappe ich mich immer häufiger dabei, dass ich solchen Mannschaften nun die Daumen drücke, wenn ich um das Endergebnis bange. Nun prostituiere ich mich also zunehmend für eine passable Tippwertung, in dem ich meinen eigentlich bevorzugten Mannschaften kein weiteres Tor gönne.

Beispiel einer Perversion:
Ich lasse hier wissen, dass ich die brasilianische Mannschaft ablehne. Hier stellen sich Millionäre als Repräsentanten eines armen Landes dar, ohne dass von denen überhaupt noch einer in Brasilien spielt. Dennoch wähne ich Brasilien in meiner Tippwertung bereits im Endspiel.
Sollte diese Mannschaft zuvor auf einen (vielleicht verarmten, afrikanischen) Aussenseiter treffen, würde ich vermutlich restlos meine Seele verlieren.

Gibt es einen Ausweg ?